Es kommt mir vor als sei eine halbe Ewigkeit vergangen, die ich bereits weg bin. Wenn ich auf meine helle, schottische Haut herunter schaue, verwerfe ich das Gefühl gleich wieder. Ich bin nur unterwegs und habe fast keine Zeit zu ruhen. Meine Gedanken in eine zusammenhängende Geschichte zu packen, oder die Bilder in meinem Kopf zu sortieren, scheint fast unmöglich.
Ich schlürfe aus meinem zu süßen, aber leckeren Kaffe und stelle ihn vorsichtig, mitten im Dschungel, auf einem Bambusgerüst ab. Meine Beine schweben ungefähr zehn Meter über dem Boden und ich kann durch die Verstrebungen den Fluß unter mir sehen. Es scheint alles stabil zu sein, denn Todesangst habe ich nicht. Auch nicht als wir eine Wasserschlange neben uns sehen, obwohl unser Bambusfloss ziemlich locker hätte umkippen können. Schwere, große, elegante Tiere trotten an mir vorbei. Mit einem Fehltritt von ihnen wäre ich tot. Ich setzte mich auf eins von ihnen. "Verdammt hoch hier oben", denke ich mir wärend ich die Elefantenhaut unter meinem Füßen spüre.
Es kommt mir vor als würde ich auf einem schwankenden Hochhaus sitzen. Ich kralle mich fest und habe nur Mitleid mit dem Tier unter mir. Mein Elefant schaukelt mich plötzlich
langsam und ohne das ich es bemerke in eine Art Ruhephase. Kein Festkrallen mehr und kein Mitleid, nur Bilder und Geräusch in meinem Kopf die ich festgehalten habe aber noch nicht bennen konnte.
Bunte Lichter, laute Paukenschläge und ungewohnte Gesichter- der Nachtmarkt von Bangkok. Eine Stadt voller singenden und tanzenden Menschen. Als sei die Stadt ohne Sorgen und Stille damals gebaut worden. Das Wasser spritzt von jeder Seite auf einen und macht es unmöglich einen trockenen Fleck am Körper zu bewahren. Tuktukfahrer düsen durch die Straßen und genießen die Abkühlung die auch sie nicht verschonen- Happy Songkra in Chiang Mai.
Es sind noch so viel mehr Bilder die unsortiert in meinem Kopf rumschwirren und ich gerne davon berichten würde, doch dafür ist jetzt keine Zeit. Mein Magen grummelt mal wieder und lässt mich somit meine kreative Ader nicht finden. Einmal reingestochen fließt sie ganz von selbst. Doch mein Magen lenkt mich ab und die Mückenstiche lassen meine Einstichstelle nicht finden. Ob es der Kaffe ist, der die gleiche Farbe wie der Fluss unter mir trägt? Oder war es doch das Strassenessen von vorhin? Meine von matschbeschmierten Hände greifen nach der Kaffetasse. Ich fühle mich so dreckig und verklebt das ich es schon fast garnicht mehr merke. Zuhause hätte ich die nächst beste Möglichkeit genutzt mir die Hände zu waschen. Hier bin ich froh wenn meine Kleidung nass ist um mich kühl zu halten und mich nur vier Mücken am Tag stechen. Die Bedingungen verschieben sich von Tag zu Tag. Doch mein Magen ist noch etwas hinterher und macht mir für die nächsten Tage einen Strich durch die Rechnung. Das gehört dazu-denke ich mir. Doch insgeheim schreit er nach einer Wärmflasche die er hier wohl niemals bekommen wird. Die Gedanken nach einer Wärmflasche im Dschungel werden durch das laute singen des Touristenführers gestört. Es ist ein kleiner Thailänder, der noch vom Vorabend einen Kater hat. Er zählt die Weißen im Dschungel, die zu meiner Gruppe gehören und singt dabei: We will, we will LOCK YOU.
Einer aus der Gruppe beugt sich zu mir über und fragt mit verängstigter Stimme: Er will uns einsperren?
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